Elfentanz - Der inszenierte Augenblick
Benita Heldmanns Bilder zeigen keine Detailaufnahmen oder abstrakte Körperlandschaften.
"Mir ist es sehr wichtig, die Frau im Mittelpunkt zu sehen. Besonders interessieren mich dabei Gesichtsausdrücke, Körperhaltungen und Bewegungen, die viel von der Persönlichkeit der Frau entdecken lassen", sagt die Fotodesignerin. So sind ihre Akt-Fotografien fast immer auch Portraits.
Ihr Interesse an anderen Menschen bestimmt die Vorgehensweise der Künstlerin. Sie ermöglicht ihren Modellen, eigene Vorstellungen und Bild-Ideen einzubringen. Meist möchten diese die Gelegenheit zur Selbstinszenierung nutzen und Wunsch-Bilder von sich verwirklichen. Bevorzugte Rollen: Engel, Elfen, Meerjungfrauen, Shakespeare-Heldinnen, exotische Prinzessinnen, mysthische Göttinnen und Edelhuren. Zugleich zeigt sich, wie die Frauen damit umgehen, "Erotik" zu verkörpern. Ein Repertoire von erotischen Gesten steht zur Verfügung. Erfüllen die Modelle die Klischees, spielen sie bewußt damit oder verweigern sie sich ihnen? Da sich die Fotografin mit strengen Regieanweisungen zurückhält, handeln die Bilder auch von Selbstdarstellung zwischen Verkleidung und erotischen Stereotypen.
Dieser Kampf mit den Klischees wird jedoch nicht offengelegt und vorgeführt. Benita Heldmann möchte ihre Modelle trotz ihrer Nacktheit nicht "entblößen". Aus den entstandenen Aufnahmen wählt sie kraftvolle Bilder aus und läßt die dargestellten Personen in respektvoller Distanz erscheinen. Ihre Frauen zeigen, dass sie sich der Aufnahmesituation bewußt sind und werden nicht dem Voyeurismus ausgeliefert.
Besonderer Reiz liegt für die Fotodesignerin darin, verborgene Persönlichkeits-Facetten mit der Kamera aufzuspüren, und den Frauen diese Seiten zu präsentieren; ihnen zu zeigen, wer sie "auch" sind oder sein können. "Viele Frauen sind voller Stolz und beeindruckt von ihrer eigenen Ausstrahlung. Das ist ein sehr großes Kompliment für mich," freut sie sich.
Bei der Aufnahme arbeitet sie mit Überstrahlungen und experimentiert mit Effekten, die sich aus längeren Belichtungszeiten ergeben. Die entstehenden transparenten Lichtsäume und fließenden Tonwerte erzeugen eine reizvolle ästhetische Plastizität. Auch hat sie keine Berührungsängste mit digitalen Bildtechniken. Sie betont und kommentiert die eingefangene Atmosphäre, indem sie die farbintensiven crossentwickelten Studioportraits am Computer mit Hintergründen, Schmuckelementen und Verzierungen kombiniert. Durch diese Ebenentechnik führt sie die Teilbilder lasierend zusammen.
So entsteht ein fast malerischer Eindruck. Es werden Assoziationen zu Impressionismus, Symbolismus und Jugendstil provoziert. Benita Heldmann bewegt sich an der Kitschgrenze, zeigt jedoch Stilsicherheit und überschreitet sie nicht. Sind ihre Fotografien auf den ersten Blick gefällig und fast schon "zu schön", offenbaren sich bei näherer Betrachtung gegenläufige Elemente, so dass die Bilder auch längerem Hinsehen standhalten.
( Ausstellungstext von Model Christina )